Die Einstufung von Atomenergie und Gas als nachhaltige Energieform durch die EU tut schon ein wenig weh. Wie um alles in der Welt kann Atomstrom bei den bestehenden Lagerproblemen (von Unfällen wollen wir gar nicht sprechen) in der Taxonomie als nachhaltig eingestuft werden? Und wie kommt man auf die Idee, das Verbrennen von Gas als nachhaltig einzustufen, nur weil damit pro Energieeinheit weniger Emissionen einhergehen als bei Kohle? Die nun zusätzlich anfallenden Emissionen bei der Förderung von Fracking Gas und die Umwandlung zu LNG machen diesen Energieträger letztlich fast so klimaschädlich wie Kohle.
Die Einstufung von Gas als nachhaltiger Energieträger erfolgte auf Druck von Deutschland, Frankreich setzte die Nachhaltigkeit der Kernenergie durch. Wirtschaftspolitisch ist das verständlich – aber eben nur wirtschaftspolitisch. Wohl gemerkt geht es bei dieser Einstufung um weit mehr als semantische Probleme von EU-Bürokraten. An den Kapitalmärkten werden damit zum Beispiel Finanzinvestitionen in Fracking Gas genauso attraktiv wie Investitionen in Windkraft. Und die Konditionen, zu denen sich Unternehmen in Atomstrom und Ökostromanbieter refinanzieren können, werden angeglichen (Stichwort Green Bonds). Auch bei der steuerlichen Förderung müssen Gas und Kernenergie zukünftig wohl genauso behandelt werden wie klimaneutrale Energieträger. Hätte sich die Politik in Deutschland und Frankreich nicht besser ehrlich gemacht und zum Einsatz von Gas und Atomenergie während einer Übergangsphase bekannt, ohne sich in den Märchen von Nachhaltigkeit zu verstricken?