Trotz Fridays for Future und diversen Flugscham-Kampagnen ist die Nachfrage nach Flügen in diesem Sommer so hoch wie kaum je zuvor. Trotzdem fühlt sich der eine oder andere nicht ganz wohl beim Gedanken, mit dem Fliegen für zusätzliche CO2-Emissionen mitverantwortlich zu sein. So überrascht es nicht, dass zunehmend Kompensationsgeschäfte in Mode kommen, mit denen angeblich der CO2-Fußabdruck neutralisiert werden kann. Bei dieser Art von Geschäft kauft man in letzter Konsequenz oft das Recht, sich einen Teil der Einsparwirkungen eines Klimaprojektes anrechnen zu dürfen, das in den meisten Fällen schon vor vielen Jahren realisiert wurde. Für die Berechnung der durch das jeweilige Projekt zu realisierenden Einsparungen wird dagegen nicht selten auf weit in die Zukunft reichende Zeiträume abgestellt, damit so viele Emissionsgutschriften wie möglich ausgestellt werden können.
Wer hier ein klein wenig ins Grübeln kommt, liegt vermutlich nicht ganz falsch: Welchen Beitrag leistet man zum Klimaschutz, wenn man sich die zukünftigen Früchte zurückliegender Klimaschutzprojekte ans Revers heftet? Nun wollen wir nicht die Sinnhaftigkeit aller Kompensationsprojekte per se in Frage stellen. Und jeder, der sich durch den Abschluss eines solchen Geschäftes besser fühlt, soll dies gerne machen, schaden tut es ja schließlich auch nicht. Aber wer ernsthaft glaubt, dass mit derartigen Ansätzen der Klimawandel auch nur annähernd in den Griff bekommen werden kann, hat die Größenordnung des Problems nicht erkannt. Am Ende müssen Emissionen heute und in der Zukunft tatsächlich reduziert werden. Und dafür benötigt man Mechanismen, die wirkungsvolle ökonomische Anreize setzen. Der europäische Emissionshandel ist ein solches Instrument. Europa sollte sich nach unserer Überzeugung noch viel stärker dafür einsetzen, dass auch andere große Länder daran mitarbeiten, eines Tages einen globalen Emissionshandel aufzubauen.